200 Jahre katholische Kirche in Weilburg


200 Jahre katholische Kirche in Weilburg
Am 4 November 2021 sind 200 Jahre vergangen, als Johann Wilhelm Bausch, Pfarrer von Hadamar (später Bischof von Limburg) am 4. Nov. 1821 die erste katholische Kirche in Weilburg nach der Reformation eingeweiht (benediziert) hat. Das frühere Arbeitshaus am Landtor war zur katholischen Kirche umgebaut worden. 184/85 erhielt die nördliche Schmalseite des Gebäudes einen Choranbau im gotischen Stil. Heute hat die katholische Kirchengemeinde ihr Gotteshaus in der Frankfurterstraße.
Seit 1959 wurde das Gebäude als großes Bekleidungshaus, danach von verschiedenen gastronomischen Betrieben genutzt. Zurzeit steht das Gebäude erneut leer und sucht eine neue Verwendung.

Nach der Reformation und Teilung der Christen in Katholiken und Protestanten mussten nach dem Frieden am Ende des 30jährigen Krieges (1648) die Untertanen die Konfession des jeweiligen Fürsten übernehmen. Im Fürstentum Nassau-Weilburg hatte sich die Fürstenfamilie dem Protestantismus angeschlossen.
Erst mit dem Jahr 1768, als in Weilburg die steinerne Brücke über die Lahn gebaut wurde, kamen katholische Gläubige dazu. Der Bau der Brücke zog auch viele katholische Handwerker nach Weilburg. Auf ihre Forderung, eine katholische Messe feiern zu dürfen, erhielten sie vom Fürsten Karl-Christian (1753-1788) die Erlaubnis, dass an Sonn- und Feiertagen eine Messe in einem Zimmer im Viehhof neben der Reitschule gelesen wurde.
Verpflichtung zur „allgemeinen Religionsfreiheit“

Nach der französischen Revolution und dem Betritt des Fürstentums Weilburg-Nassau zum Rheinbund wurde Nassau zum Herzogtum erhöht und souveräner Staat. Das Herzogtum erhielt frühere Besitzungen des Bistums Trier. Dadurch erhöhte sich der Anteil der Menschen mit katholischem Glauben.
Hinzu kam, dass die Mitglieder des Rheinbundes zur allgemeinen Religionsfreiheit verpflichtet waren. Dies ermöglichte auch der katholischen Gemeinde in Weilburg für sich die uneingeschränkte Religionsausübung zu fordern. Vorher mussten die Pfarrrechte wie Taufe, Trauung und Bestattung einzeln beim Fürsten beantragt werden.
So wurde 1806 erstmals die Bitte nach einem eigenen Gotteshaus vorgetragen.
Die völlige Religionsfreiheit wurde schließlich am 22. November 1808 erteilt. Anlässlich eines Empfangs stellte Fürst Friedrich-Wilhelm (1788 – 1816) den Bau einer Kirche und die Gründung einer Pfarrei in Aussicht.
Vom Stadtschulheißsamt wurden auch drei Orte als Bauplatz für eine Kirche vorgeschlagen.
Nachdem endlich am 21.1.1811 ein Bauplatz gefunden war, musste der Neubau wegen unzureichender finanzieller Mittel aufgegeben werden. Der Kirchenbau ruhte daher erneut bis 1815.
Es folgte die Suche nach einem geeigneten, bereits vorhandenen Gebäude: Das Zucht- und Arbeitshaus neben dem Landtor war 1810 geschlossen worden. Da das Gebäude leer stand, schickte die kath. Gemeinde erneut ein Gesuch an Fürst Friedrich Wilhelm, das Gebäude als Kirche umzugestalten. Diesem Gesuch wurde entsprochen.
Hilfreiche Eheschließung
Hinzu kam, dass am 17. September 1815 in Weilburg die Hochzeit der Prinzessin Henriette von Weilburg (evangelisch) mit Erzherzog Karl von Österreich (katholisch) stattfand. Die Trauung wurde in der protestantischen Schlosskirche nach katholischem Ritus gefeiert.
Während der Feierlichkeiten erhielten die Katholiken die Entscheidung des Fürsten, dieses leerstehende Gebäude als Kirche zu nutzen. Der Ausbau ging jedoch schleppend voran und wurde durch die Stadtverwaltung verzögert.
Schließlich verfügte Herzog Wilhelm I. (1816 – 1839) erneut das Gebäude für den Ausbau zur Kirche.
Die Räumung des Gebäudes erfolgte jedoch nur schleppend. Sie wurde erst bis zum 1. August 1820 vollzogen.
Durch diese Verzögerungen konnte mit der Einrichtung der Kirche und einer Pfarrwohnung erst 1821 begonnen werden.
Namenspatron wird Erzherzog Karl

Zur Ehre des Erzherzogs Karl von Österreich wurde der 4. November 1821 als Gründungsdatum gewählt, weil dieser Tag das Fest des hl. Karl Borromäus ist. Karl Borromäus war auch der Namenspatron von Erzherzog Karl. Der hl. Karl – Borromäus wurde zum Namenspatron der Kirche, die damit den Namen Karlskirche erhielt.
Die Katholische Gemeinde wächst!
Nach dem 2. Weltkrieg umfasste die Kath. Gemeinde zunächst nur 667 Mitglieder. Durch die Heimatvertriebenen wurden allen 1946 130 000 Katholiken im Bistum Limburg angesiedelt.
Die Weilburger katholische Gemeinde wuchs auf über 3000 Mitglieder. Die Karlskirche wurde zu klein. Es mussten sonntags vier und zuletzt fünf Messen gelesen werden.
Obwohl bereits 1948 erste Baupläne und der spätere Bauplatz in der Frankfurterstraße bereits beschlossen waren, dauerte der Kirchenneubau erneut bis zum 24.Mai 1959. Selbst zu diesem Zeitpunkt mussten Versuche, den Kirchenneubau zu verhindern, überwunden werden.