75 Jahre Seelsorgestelle Weilmünster


Vor 75 Jahren – am 1. September 1946 - wurde in Weilmünster eine katholische Seelsorgestelle errichtet. Damit hatte nach der Reformation ein katholischer Priester seinen ständigen Wohnsitz im Marktflecken genommen. Mit der Seelsorge war Pfarrvikar Alfons Klambt aus der Erzdiözese Breslau beauftragt worden; er wohnte am Ende der Weilstraße in Richtung Weilburg.
In Weilmünster war erstmalig 1217 ein Pfarrer Germandus genannt worden. Der letzte katholische Pfarrer und der erste evangelischer Pfarrer war Johann Schorbrand, der von 1516 bis 1536 als Geistlicher wirkte. Die Reformaton in der Grafschaft Nassau –Weilburg wurde am 31. Oktober 1526 eingeführt.
In Weilmünster und für die umliegenden Ortschaften war die Errichtung einer katholischen Seelsorgestelle notwendig geworden, da ab Februar 1946 immer mehr Flüchtlinge und Heimatvertriebene aus dem Sudetenland aufgenommen wurden, die in der Mehrzahl katholisch waren. Ihre Zahl stieg über 2 000 Personen.
Zur neuen Seelsorgestelle gehörten die Ortschaften: Weilmünster, Audenschmiede, Dietenhausen, Langenbach und Rohnstadt (früher Pfarrei Haintchen) sowie Altenkirchen, Aulenhausen, Ernsthausen, Laimbach, Lützendorf und Möttau (früher Pfarrei Weilburg. Ende der 1970er Jahre wurde Altenkirchen der Pfarrei Braunfels zugeteilt sowie Laubuseschbach und Wolfenhausen wurden nach Weilmünster eingepfarrt. 1958 wurde Weilmünster Pfarrvikarie und 1963 zur selbständigen Pfarrei erhoben.
Vor und während des Zweiten Weltkrieges gab es katholische Gottesdienste in der Simultankapelle des Krankenhauses Weilmünster. Dazu kam ein Kaplan aus der Dompfarrei in Wetzlar. Einem Kaplan wurde damals von der Anstaltsleitung ein Verbot ausgesprochen, weil er einen Hirtenbrief der katholischen Bischöfe verlesen hatte, in dem die Bischöfe die Krankenmorde verurteilten. Bis zur Errichtung der Seelsorgestelle in Weilmünster hielt auch Pfarrer Norbert Freibung, als Kodajutor, Gottesdienste in der Krankenhauskapelle.
Pfarrvikar Alfons Klambt war bis April 1948 Seelsorger in Weilmünster. Seine wichtigste Aufgabe war es, die Sakramente zu spenden und Kinder mehrerer Jahrgänge auf den Empfang der Ersten Heiligen Kommunion vorzubereiten, wo dies in den Heimatgebieten nicht mehr möglich war. Mehr als 50 Kinder gingen am Pfingstmontag 1948 in der evangelischen Kirche zur Ersten Heiligen Kommunion.
Im Mai 1948 übernahm Pfarrer Josef Kubek aus Groß-Aupa, Bistum Königgrätz, die Seelsorgestelle. Er wohnte auf dem Klapperfeld. Die Sonntagsgottesdienste fanden für eine kurze Zeit noch in der Krankenauskapelle statt, wurden aber dann in die evangelische Kirche verlegt. Die Werktagsgottesdienste zelebrierte Josef Kubek am Schreibtisch seines Arbeitszimmers. Sie waren gut besucht. Das Allerheiligste bewahrte er mit bischöflicher Zustimmung im Schreibtisch auf. Josef Kubek war bis Mai 1974 Pfarrer in Weilmünster. Er starb im Dezember 1985 und ist auf dem dortigen Friedhof beerdigt.
Bis zu drei Gottesdienste feierte Pfarrer Josef Kubek an Sonntagen; Vorabendmessen waren damals nicht erlaubt. Der Hauptgottesdienst wurde in der evangelischen Kirche gehalten,
zwei Gottesdienste auf den Außenstationen, teils in evangelischen Gotteshäusern, teils in Schulgebäuden. Ein Auto gab es in jener Zeit nicht; die Wegstrecken mussten mit dem Fahrrad zurückgelegt werden.
Größtes Anlegen von Pfarrer Josef Kubek war es, in Weilmünster eine katholische Kirche zu bauen. Das Grundstück war schon vorhanden, denn bereits 1909 waren drei Parzellen Land am Pfaffenberg angekauft worden. Die Inflation der 1920er Jahre und der Krieg ließen das Bauvorhaben nicht verwirklichen
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Um einen kleinen Beitrag zur Lösung der außergewöhnlichen Wohnungsnot zu leisten, wurde 1950 mit dem Bau des Pfarrhauses begonnen und im Oktober 1951 bezogen. Mit dem Bau des Gotteshauses konnte endlich im März 1953 begonnen werden. Architekt war Wilhelm Braunsdorfer aus Wiesbaden und die Baufirma stammte aus Elz. Noch im selben Jahr wurde der Grundstein gelegt.
Am Sonntag, den 10. Oktober 1954 war es endlich so weit. Der Generalvikar des Bistums Limburg, Prälat Berthold Merkel weihte den Altar und benefizierte das Gotteshaus auf den Titel der „Allerheiligsten Dreifaltigkeit“. Große Freude herrschte unter den katholischen Heimatvertriebenen, hatten sie doch mit der Weihe der Kirche ein Stück Heimat zurückerhalten. Ein weiteres Geschenk erhielten die Gläubigen: die Glockengießerei Rinker in Sinn im Dillkreis überließ der Kirche die Christusglocke. Und an Mariä Lichtmess, am 2. Februar 1958, weihte Domkapellmeister Msgr. Pabst die Dreifaltigkeits-, die Marien- und die Josefglocke. Die Glocken der evangelischen und der katholischen Kirche sind klangvoll aufeinander abgestimmt. Wenn alle Kirchenglocken am Samstagnachmittag den Sonntag einläuten, ist es ein Erlebnis, diese Klangfülle auf sich einwirken zu lassen.
Die Orgel stammt aus dem Schloss Engers/Rheinland; sie war vorher in der Karlskirche und in der Heilig-Kreuz-Kirche in Weilburg.
Da schon anfangs der 1950er Jahre die Seelsorgeaufgaben für einen Priester zu umfangreich waren, denn das Krankenhaus Weilmünster war auch seelsorglich mit zu versorgen, kam schon damals ein zweiter Priester, später Kaplan, nach Weilmünster. Der bekannteste Kaplan war Hans Jamin und der letzte Pater Herman Hostens übernahm im Mai 1974 die Pfarrei Weilmünster. Im Oktober 2011 verabschiedete er sich nach 42 jähriger Tätigkeit in den Ruhestand. Die Pfarrei Weilmünster wurde von da ab von Weilburg aus seelsorglich mitversorgt. Seit 1. Januar 2019 ist Weilmünster ein Kirchort der Pfarrei Heilig-Kreuz Oberlahn mit Sitz in Weilburg.
Quellen
Die katholische Kirche im Bezirk Limburg- Alois Staudt, Dieter Klug, Matthias Kloft
175 Jahre Katholische Kirchengemeinde Weilburg – Herausgeber Albert Keller
Weilmünster im Wandel der Zeit von Robert Dann
Weilmünsterer Land in alter und neuer Zeit- Verfasser Herbert Keiper
100 Jahre Krankenhaus Weilmünster – Herausgeber Landeswohlfahrtsverband Hessen