„Mit dem Tod von Papst Franziskus verliert die Kirche einen großen Papst, einen umsichtigen Hirten und einen mutigen Erneuer des kirchlichen Auftrages. In tiefer Trauer verbeugen wir uns vor einem Papst, dem es ein Anliegen war, unter den Menschen zu sein und an die Ränder der Gesellschaft zu gehen.“
Bischof Georg Bätzing
Das Pontifikat der großen Gesten Papst Franziskus – eine Würdigung
Papst Franziskus hat als erster Nicht-Europäer auf dem Stuhle Petri weit mehr als die katholische Kirche geprägt. Nun ist Franziskus im Alter von 88 Jahren gestorben. Eine Würdigung für ein ungewöhnliches Pontifikat.
Ein einfaches und bescheidenes „Buonasera“ war das erste Wort, mit dem der neu gewählte Papst am Abend des 13. März 2013 die Mittelloggia des Petersdomes betrat. Die schlichte, weiße Soutane war ein Signal über Kirchenpolitik oder Spiri-tualität hinaus: Franziskus stand für einen Wandel der Kirche hin zur Bescheidenheit. Den Einsatz für die Armen, für „die Ränder“, wie es Franziskus nannte, setzte sich der erste argentinische Papst als Aufgabe für sein Pontifikat.
Zwölf Jahre später stellt sich für viele die Frage: Hat Franziskus die Kirche revolutioniert? Oder ist er an seinen großen Reformwünschen gescheitert? Über diese Frage werden Vatikananalysten sicher noch über Jahre und Jahrzehnte debattieren. Mehr als die Kirchenpolitik aber hat er in seiner Zeit auf dem Stuhle Petri das Antlitz der Kirche verändert.
Kirche ist bunter geworden
Die Kirche ist bunter geworden, nicht zuletzt das Kardinalskollegium. Aus so vielen Ländern wie nie zuvor kommen heute die Würdenträger der Kirche. Noch in diesem Jahr hat Franziskus die ersten zwei Frauen auf oberste vatikanische Führungsposten befördert. Und ganz in der Nähe des Vatikans gibt es nun eine Anlaufstelle für Obdachlose. Dinge, die für die Institution Kirche selbstverständlich sein sollten, in den Jahrzehnten und Jahrhunderten zuvor aber noch nie eine so hohe Priorität hatten wie unter Franziskus.
All das hatte für den argentinischen Papst wenig mit Politik zu tun, viel hingegen mit Nächstenliebe und Mitmenschlichkeit. Auch in Deutschland hatten sich viele Stimmen bei seinem Amtsantritt eine Änderung der Lehre bei Fragen wie Frauenweihe oder Homosexualität gewünscht. Franziskus hat nicht in diesen lehramtlichen Dimensionen gedacht. Er war auch als Papst ein Seelsorger, der den Menschen zu allererst als solchen gesehen hat: als Mensch.
Gesten der Mitmenschlichkeit
Deshalb ist es am Ende des Pontifikats nicht nur die große Politik, die in Erinnerung bleiben wird, sondern seine Gesten der Mitmenschlichkeit: der Trauerkranz, den er für unzählige ertrunkene Flüchtlinge bei seiner ersten Reise nach Lampedusa ins Mittelmeer warf. Das herzliche Umarmen eines schwerstbehinderten Mannes bei der Generalaudienz. Franziskus alleine mit der Monstranz auf dem verregneten Petersplatz im Corona-Lockdown. In Zeiten, in denen Bilder mehr wert sind als lange Reden, hat dieser Papst die Welt bewegt – und ihr ein Bild einer Kirche gezeigt, die sich dem Menschen zuwendet und zur Botschaft des Evangeliums steht.